Chiemgau

Chiemgau

September 9, 2021
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Fischer im Chiemsee

Der Chiemsee

Im „bayrischen Meer“ liegen die Herren- und Fraueninsel, jede beherbergt ein mehr als 1000 Jahre altes Kloster. Touristisch erschlossen wurde der Chiemsee Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Schiffsverkehr, aber erst das Schloss, das König Ludwig nach dem Vorbild von Versailles dort bauen ließ, brachte genügend Besucher in die Region. Der bis heute verehrte „Kini“ überlebte den Schlossbau nicht lange (insgesamt verbrachte er nur 10 Tage dort) und das Schloss wurde zur Besichtigung freigegeben.

Während es auf der Herreninsel gar nicht pompös genug sein kann, wirkt die Fraueninsel märchenhaft aus der Zeit gefallen. Kein Wunder, dass sich hier im 19. Jahrhundert eine Künstlerkolonie gebildet hat – könnte ich malen, hier würde ich meine Zeit verbringen wollen!

Dampfer auf dem Chiemsee
historischer Raddampfer „Ludwig Fessler“

Es waren sonnige Septembertage, die Bayern hatten noch Ferien und dementsprechend voll war es – Schlangen am Parkplatz und der Kasse für die Bootsfahrt, die Tickets für die Schlossbesichtigung lange ausverkauft. Also habe ich mir den Stein gewordenen Größenwahn des verehrten Bayernkönigs Ludwig nur von außen angeschaut und war ehrlich gesagt schnell durch damit. 

Kloster auf der Fraueninsel
Das Wahrzeichen der Fraueninsel

Das eigentliche Ziel meiner Reise war sowieso die Fraueninsel. Das Benediktiner Kloster als Wahrzeichen der Insel, die wunderschönen Naturgärten der Bewohner, die Kunsthandwerkslädchen und schattigen Biergärten mit Seeblick bilden zusammen eine einzigartige Atmosphäre und haben die Fotografin in mir nicht ruhen lassen……verwunschene Orte

Fraueninsel verwunschene OrteAber all das war nur ein Nebenaspekt, eigentlich gekommen bin ich, um die Fischerei Lex zu besuchen. Ein Familienbetrieb seit vielen Generationen, der in Handarbeit fängt und verarbeitet, ein Teil des Fangs wird im eigenen Fischbüdchen an Touristen verkauft, der Rest an gehobene Gastronomie in der Umgebung. Nachdem die Tagesgäste die Insel verlassen haben und Ruhe eingekehrt ist, hat Thomas Lex Zeit für ein Gespräch. Wir reden über nachhaltige Herstellung, Deutsche Küche im Allgemeinen und die im Chiemgau im Besonderen. Am Ende bekomme ich das Angebot, am nächsten Morgen bei der Fisch-Verarbeitung zuzuschauen – gut dass ich mir bereits eine Übernachtung auf der Insel organisiert habe! Mein Näschen für schöne Plätze führt mich am Abend zu einem urigen Biergarten mit Blick auf den Sonnenuntergang und der Tag klingt im Gespräch mit einem netten Segler-Pärchen bei regionalem Bier aus.Abendstimmung Fraueninsel

Früh am nächsten Morgen stehe ich am Steg und sehe das Fischerboot einfahren. Sie haben einen guten Fang gemacht an diesem Tag, Renken und Aale werden zur Verarbeitungsstation gebracht, ein kleines Häuschen neben dem Privathaus der Familie. Es sind so einige händische Arbeitsschritte zu tun, bevor der Fisch verkaufsfertig ist – ich darf mit Stolz sagen, alles in Bildern und Videos festgehalten zu haben! Die Aale und ein Teil der Renken werden über Buchenholz geräuchert und entweder am Stück oder filitiert verkauft. Es werden aber auch Renken „nach Matjes Art“ fermentiert, eine Spezialität der Fischerei Lex.Fischer Lex

Fischverarbeitung Fischerei LexRäucherofen Fischer LexGeräucherte RenkenKlitzekleines Problem für unsere Speisekarte: Fischer Lex hat deutlich mehr Kunden als Fisch, bei der Bestellung muss ich mich hinten anstellen – Stammkunden haben den größten Teil des Fangs bereits reserviert. Wir können geräucherte Renke und Aal daher nicht durchgehend anbieten, leider, und ab Oktober geht die Renke in Schonzeit. Wir werden aber im Winterhalbjahr immer mal wieder Renke auf der Tageskarte anbieten, dann ist die Fang-Situation entspannter.

Das Umland vom Chiemsee wimmelt nur so von kleineren Seen, an den meisten steht ein Kloster oder Schloss, mindestens aber ein gutes Gasthaus mit heimischer Kost: Brez’nsupp’n, Chiemgauer Kasspatzen, Leberkaas und Krustenbraten.  Vor, zum und nach dem Essen gibt es das Bier der regionalen Brauerei. Hier herrscht eine solche Vielfalt, dass selbst 3 Wochen nicht ausgereicht hätten, alle zu probieren. In solchen Fällen fahre ich immer die Kloster-Brauereien zuerst an und wurde auch diesmal nicht enttäuscht: das Baumburger Klosterbier ist ein typisch bayrisch Helles, süffig und geschmackvoll 

Kloster Baumburger
Kloster Baumburg

Chiemgauer Alpen

Die Berge, bisher nur Hintergrundkulisse, sind das nächste Ziel. Anfang September steht das Vieh noch auf den Almen und die Senner haben den ganzen Sommer über Käse gemacht – köstlichen Bergkäse, perfekt für Kasspatzen!

Kuh auf der AlpNaturgemäß sind die Almen nicht mit dem Auto erreichbar, aber zum Glück gibt es ja E-Mountain Bikes – damit schaffen es auch Flachländer wie ich den Berg hinauf. Auch hier wird noch alles in Handarbeit verrichtet, die Senner und Hirten wohnen den Sommer auf der Alp und nutzen jedes Fleckchen, um die Kühe grasen zu lassen. Manche Wiesen sind so steil, dass man eher Bergziegen dort vermuten würde! Der Käse, der letztendlich aus der Milch entsteht, ist der würzige, aromatische Bergkäse, der die Spätzle zu Kässpatzen werden lässt. Und die machen satt und glücklich, besonders nach einer langen Fahrradtour in den Bergen! Hier geht es zur Speisekarte

Kässpatzen

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