Bremen & Bremerhaven

Bremen & Bremerhaven

Was isst man hier?

Januar 12, 2022
4 min read
Rathaus Bremen

Eigentlich ärgerlich, dass die hervorstechende kulinarische Spezialität von Bremen Grünkohl ist und Grünkohl nunmal im Winter Saison hat – zu gerne würde ich die wunderschöne Altstadt mit Rathaus, Roland und dem Schnoor mal im Sommer sehen! Auch der eiskalte Wind müsste für meinen Geschmack nicht unbedingt sein…..

Aber hilft ja nix, die Formel heißt Bremen=Grünkohl+Grünkohl=Winter, auch das Gejammer von Wärme liebenden Rheinländerinnen ändert da nichts.

Der Schnoor, ein lebendiger Zeitzeuge

Seit 1358 Hansestadt und Dank der Lage gesegnet mit direktem Zugang zur Nordsee, ist Bremen eine Handelsstadt durch und durch. 

Unter den vielen Orten an denen man einen direkten Bezug zur traditionellen Handelsstadt erkennt, ist uns der Schnoor besonders ans Herz gewachsen. Das Schnoorviertel ist Bremens ältestes Stadtviertel und besteht aus vielen kleinen Gässchen mit Häusern, die sich  wie auf einer Schnur aneinanderreihen (Schnur=Schnoor auf Platt, soviel zur Namensgebung). Hier wurde die Ware der Handelsschiffe verkauft und auch wenn sich die Vertriebswege heute geändert haben, sind die Strukturen im Viertel erhalten geblieben. Damals wie heute sind die Läden und Restaurants Inhabergeführt, spezialisiert auf Ausgefallenes und einfach schön anzusehen

Grün- oder Braunkohl – was denn nun?

Mal heißt es Grünkohl, mal Braunkohl, ziemlich verwirrend für den Gast von auswärts….Aufgeklärt werden wir von dem versierten Kellner im Beck’s im Schnoor: tatsächlich wurde früher in Braunschweig, Bremen und umzu (so heißt das hier) auch eine leicht bräunlich-violette Sorte Grünkohl angebaut. Nicht zuletzt wegen des etwas unappetitlichen Anblicks hat sich letztendlich die grüne Variante durchgesetzt und so ist der Grünkohl auch in Bremen heutzutage grün – wird aber nostalgisch mancherorts immer noch “Braunkohl” genannt. Egal ob grün oder braun, der Kohl überzeugt mit seinem Gehalt an Kalzium, Kalium, Ballaststoffen, Eisen und Vitamin K – damit fällt er in die moderne Kategorie “Superfood”.

Pinkel von Biohof Bakenhus

Der Grünkohl spielt zwar die Hauptrolle und ist Namensgeber, kommt aber in der Regel mit Begleitung auf den Teller: Pinkel, Kassler und Speck. Pinkel ist eine Grützwurst (Speck, Getreidegrütze) und wurde früher nur im Spätherbst und Winter hergestellt – es musste kalt sein um das Schlachtfleisch ohne Kühlschrank mehrere Wochen aufzubewahren. Außerdem war das Getreide für die Grütze reif und eingebracht. Um die Würste noch länger haltbar zu machen, hängte man sie dann zum Räuchern an den Küchenbalken über dem Feuer.

Tatsächlich ist der Bakenhof der einzige Bio-Fleischbetrieb in der Gegend, wir beziehen Knipp und Pinkel während der Bremen-Wochen von dort. Wir haben den Biohof Bakenhus besucht, Herr Breuer hat uns alles gezeigt und einiges zur traditionellen Herstellung von Pinkel und Knipp erzählt.

Kohlfahrt und Königspaar

Der einzige, der auf einer Kohlfahrt fährt, ist der Bollerwagen. Alle anderen müssen laufen. Da die ganze Unternehmung aber darauf abzielt, möglichst viel Hunger zu entwickeln, ist es meistens mit einfachem Spaziergehen nicht getan, es werden zusätzlich noch lustige Spiele veranstaltet. 

Grünkohlsaison ist Januar/Februar, also empfindlich kalt (Norddeutschland, eisiger Wind pfeift über die Felder), daher werden die Spiele durch eingeschobene Schnapsrunden zum Aufwärmen angereichert. Hier kommt der mitgeführte Bollerwagen zum Einsatz – als Spielutensilien und Getränkelager. Idealerweiser kommt man heiter, leicht betüddelt und etwas unterkühlt im Lokal an – die besten Voraussetzungen für das nun bevorstehende Mahl

Traditionell werden die beiden besten Grünkohl Esser zum Königspaar gekrönt, bei ganz Eingefleischten wird dies mittels einer Waage (Gewicht vor und nach dem Essen)  bestimmt.

Es gibt sogar einen Radiosender für dieses Ereignis, Radio Bollerwagen…..

Bremerhaven

60 km nördlich von Bremen, dort wo die Weser in die Nordsee mündet. begann Bremen in den 1820er Jahren einen Vorhafen anzulegen – die Weser begann zu versanden und eine Alternative musste her. Ab 1832 begann dann die  Auswanderungswelle nach Amerika, der transatlantische Passagierverkehr machte Bremerhaven weltberühmt. Dort, wo sich die ehemaligen Abfahrt-Piers befunden haben, ist heute das Auswanderer Museum. Der Besuch dort war so beeindruckend, dass wir fast keine Zeit mehr für den kulinarischen Teil Bremerhavens hatten! Aber einen Abstecher zu Krabben Bremer haben wir natürlich noch eingelegt, ein Traditionsbetrieb direkt am Hafen.

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