Harz
Die Bilder von meiner Reise in den Harz tun der Region ein wenig Unrecht – es war Winter, aber kein Schnee. So sieht man viel grau und braun, statt schimmerndes Weiß oder sattes Grün. Aber Schnee lässt sich nunmal nicht herbeireden und auf das Frühjahr warten konnte ich auch nicht! Kulinarisch gesehen sollte das ja auch keinen Unterschied machen.
Bevor es den Tourismus gab, hat man hier vom Bergbau, Landwirtschaft und Köhlern gelebt, alles Berufe, die eher deftiges Essen verlangten.
Typisch Harz – das Tscherperessen
Namensgeber ist der Tscherper, ein spezielles feststehendes Bergmannsmesser mit kurzer gerader, starker Klinge. Die Harzer Bergleute mussten dieses Messer stets bei sich tragen, denn es diente z. B. dazu, beschädigte Sprossen in den Leitern zu reparieren oder die Befestigungen der Gruben auf ihre Tragfähigkeit zu überprüfen. Gleichzeitig war der Tscherper das Essbesteck des Bergmannes, ideal um in der Mittagspause Harzer Roller und Schmorwurst zu essen.
Harzer rotes Höhenvieh
Auf meiner Suche nach Spezialitäten aus dem Harz bin ich recht schnell auf das Rote Höhenvieh gestoßen. Die alte deutsche Haustierrasse zeichnet sich durch besondere Genügsamkeit und Belastbarkeit aus und wurde als sogenanntes “Dreinutzungsrind” eingesetzt: zum Milchgeben, Arbeiten und als Fleischlieferant. Die Tiere waren optimal an die rauhen Lebensbedingungen und das karge Futter angepasst.
Mit dem Aufkommen der neuen, auf Milch oder Fleisch spezialisierten Rinderrassen wurde das roten Höhenvieh immer weiter zurück gedrängt und war schließlich vom Aussterben bedroht. Dem Einsatz von einigen Landwirten ist es zu verdanken, dass es heute wieder ca. 600 Muttertiere gibt. Das Fleisch ist so besonders aromatisch, weil die Rinder langsam wachsen und sich viel bewegen, wir bieten es während der Harz-Wochen als Tafelspitz und Bratwürste an.
Goseanna!
Wer durch Goslar spaziert, kommt unweigerlich am Brauhaus und am Flüsschen Gose vorbei. Mit dem Wasser der Gose wurde schon um das Jahr 1000 herum gebraut, ein obergäriges, leicht gesalzenes Bier. Ausgehend von der Kaiserpfalz Goslar wurde es bis nach Hamburg, Wien, Sachsen und Belgien exportiert. Die Gose existiert heute noch als Nischenmarke, Kenner stoßen mit einem “Goseanna” an!
Harzer Roller – von vielen geliebt und von noch mehr gehasst
Der Käse ist benannt nach dem Vogel, der von den Bergleuten als Frühwarnsystem mit unter Tage genommen wurde. Von den vielen kleinen Käsereien im Harz ist leider kaum etwas übrig geblieben, nicht einmal der Name wurde geschützt.
Hexen im Harz
Auf den Spuren von kulinarischen Spezialitäten bin ich kreuz und quer durch den Harz gefahren, Quedlinburg, Wernigerode, Schierke, Goslar, Blankenburg. Überall sind mir Hexen begegnet – in Form von Souvenirs, Dekoration oder als Namensgeber für Lokalitäten. Grund genug, der Geschichte von Hexen im Harz nachzugehen:
Es heißt, dass sich einst die letzten Sachsen für ihre heidnischen Feste auf den Brocken zurückzogen. Um die Soldaten Karls des Großen abzuhalten, verkleideten sie sich besonders schauerlich. Da das große Kultfest rund um den 1. Mai lag, dem Tag, an dem die Missionarin Walburga heilig gesprochen wurde, hat sich beides miteinander verwoben. Goethes “Faust” hat dann Hexen, Brocken und Harz untrennbar miteinander verknüpft.