Lüneburger Heide
„Kiek mal wedder in“ sagt der Heidjer (Bewohner der Heide) zum Abschied – so lautet die herzliche Einladung, bald mal wieder vorbeizukommen auf Plattdeutsch. Die Region erkundet habe ich im Sommer 2018. Wir erinnern uns: es war heiß. So heiß, dass wir auf der Wanderung zur Schnuckenherde jeden Schattenflecken ausgenutzt haben und die Trinkflasche schnell leer war. Nach 40 Minuten auf sandigen Wegen und unzähligen Wacholderbäumen kommt die Herde in Sicht: ein großer grauer Flecken im Schatten der Bäume. Wie gesagt, es war heiß. Die einzigen, denen das nichts auszumachen schien, waren der Schäfer und unsere Heide-Führerin, Frau Bouma. Die beiden erzählen über das Zusammenwirken von Schnucken und Bewuchs, gesprenkelt mit historischen Anekdötchen über die „Heidjer“. Kulisse bildet die weidende Schafsherde, ständig umkreist von den hechelnden Hütehunden – schwer die Hände von der Kamera lassen!
Unsere kulinarische Reise durch die Lüneburger Heide
Wo ist das überhaupt? Namens gebend ist das Städtchen Lüneburg, mittig zwischen Hamburg und Hannover gelegen, reich geworden durch Salz und bis heute Mitglied der Hanse.
Die Heidschnucke
Nein, Heidschnucken sind keine Schneckenart, um das gleich vorweg zu nehmen. Tatsächlich handelt es sich um Schafe, genauer gesagt, einer Art von genügsamem Wildschaf, das mit den kargen Böden der Lüneburger Heide klar kommt. Warum Sie noch nie etwas davon gehört haben? Ganz einfach: es gibt nur noch wenige Heidschnuckenherden – die Haltung ist mühsam und der Ertrag gering – schlechte Eigenschaften für die auf Profit angelegte Lebensmittelindustrie.
In der über die Jahrhunderte gewachsenen komplexen Symbiose zwischen Heide und Schnucke spielt der Schäfer eine wichtige Rolle: er führt die Herde kreuz und quer durch die Heide, wobei die Schnucken nicht nur die Sprösslinge kurz halten, sondern nebenbei beim Laufen auch die Spinnweben zertreten. So kommen die Bienen an die Blüten und können den köstlichen Heidehonig einsammeln. Wichtig dabei ist, dass die Route täglich wechselt, denn zuviel Schafskot überdüngt die Heide und lässt die Pflanzen eingehen.
Sie werden sich jetzt fragen, warum wir das Fleisch dieser seltenen und besonderen Tiere auf der Karte haben: ganz einfach – der Schäfer Carl Kuhlmann lebt tatsächlich vom Verkauf, d.h. Sie unterstützen beim Genuss des Fleisches den Heidschnuckenhof Niederohe und artgerechte Tierhaltung.
Entstehung der Heide
Die Gletscher der letzten Eiszeit hinterließen Sand und Geröll in dem Gebiet zwischen Hamburg und Hannover, karger Boden der nur wenig hergibt. Nachdem im Mittelalter die Wälder für den Bau der Hanseflotte abgeholzt wurden, haben sich Heidekraut, Wacholderbäume und Heidschnucken ausgebreitet. Erst das Aufkommen von Mineraldünger ermöglichte den Anbau von Kartoffeln und Getreide. Was noch Anfang des 19. Jahrhunderts eine durchgehende Heidefläche war, ist heute auf wenige Flecken zusammengeschrumpft und im Rest von Deutschland nahezu unbekannt.
Heidehonig
Das lila blühende Heidekraut, das von Ende August bis in den September die Heideflächen verzaubert (außer im Hitze-Sommer 2018), liefert einen besonders dickflüssigen, bernsteinfarbenen Honig, was an dem am hohen Anteil von Eiweißverbindungen liegt. Voraussetzung ist allerdings, dass die Heidschnucken regelmäßig über die Flächen laufen und die Spinnennetze, die sich im Sommer über den Pflanzen bilden, zertreten und so den Bienen Zugang verschaffen. Weiterhin wird unterschieden zwischen “Heidehonig” und “Echtem Deutschen Heidehonig” – ersterer enthält auch Honig aus anderen EU-Ländern, letzterer stammt ausschließlich aus der Lüneburger Heide. Wir beziehen den Heidehonig von Imkerei Ahrens
Buchweizen – das Korn der Heide
Buchweizen ist ein einjähriges Knöterichgewächs, das einmal im Jahr einen Buchecker ähnlichen Samen hervorbringt. Dieser Samen war bis ins 18. Jahrhundert ein bedeutender Nahrungslieferant, da der sandige Boden kaum anderes hervorgebracht hat.