Saaleland
Sanfte Hügel, ein gewundenes Flüsschen, Weinberge und viel viel Wald. Die meisten Städte dazwischen sind fußläufig zu erkunden und verdienen den Zusatz –chen, was ich sehr mag. In Städtchen gibt es erfahrungsgemäß mehr regionales Bewusstsein, es ist leichter, handwerklich arbeitende Betriebe zu finden und mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. So kommt es, dass wir Erfurt und Jena nur einen Kurzbesuch abstatten und uns mehr auf die unbekannteren Schönheiten wie Rudolstadt, Naumburg und Freyburg konzentrieren.
Spricht man mit Einheimischen, kommt auf die Frage: “was isst man hier” zuerst natürlich “Roster und Klöße”. Auf Nachbohren fallen dann Namen wie „Mutzbraten“ und „Petersilienkloß“, dazu die Wegbeschreibung zum Traditions-Restaurant vor Ort – da wollen wir hin!
Das weiße Gold
Beim Studieren der Speisekarte fällt mir auf, dass oftmals zu dem Gericht auch das Geschirr namentlich erwähnt wird und frage nach. Tatsächlich ist Thüringen stolz auf seine Porzellanmanufakturen, die zu den ersten in Deutschland gehörten. Kurz nachdem in Meißen (1708) das Geheimnis des weißen Goldes entschlüsselt wurde, entwickelten auch die Thüringer Erfinder Georg Heinrich Macheleid, Wolfgang Hammann und Johann Gotthelf Greiner die Rezeptur für Porzellan. Der Standort war ideal, es gab bereits viele Glaswerkstätten, Kenntnisse über Brennöfen und genug Holz war vorhanden. Den Rohstoff Porzellanton (Kaolin) gibt der Thüringer Boden reichlich her und so etablierten sich die Porzellanmanufakturen bis heute. In den gehobenen Restaurants gehört es zum guten Ton, das Geschirr der örtlichen Porzellanmanufaktur zu verwenden. So eine schöne Gepflogenheit wollen wir natürlich unterstützen und haben in Kahla bei der Porzellan-Manufaktur eingekauft.
Spezialitäten aus dem Saaleland
Aber zurück zu den Speisen auf dem Teller. Wie bereits erwähnt, kommt man am Kartoffelkloß (auch „grüner Kloß“ genannt) nicht vorbei, dazu mehr in diesem Artikel. Hier ist der Kloss kein Saisonartikel, der nur im Winter gegessen wird. Er hat ganzjährig einen festen Platz auf dem Speiseplan – sonntags gibt es Klöße. Und zwar jeden Sonntag. Auf mein ungläubiges Staunen kam die (nur ein bisschen scherzhaft gemeinte) Bemerkung: wie wüsste man sonst, dass Sonntag ist?
Die Rostbratwurst ist überall erhältlich, egal ob in einer Bude am Straßenrand oder im gediegenen Restaurant, wobei weder Preis noch Ambiente etwas über die Qualität der Wurst aussagen – wir haben hervorragende Würste in den einfachsten Buden gegessen!
Auf der Suche nach einer Rostbratwurst für die „Saale/Unstrut-Wochen“ in der Deutschlandreise war uns nicht nur der Geschmack wichtig, sondern auch die Herkunft des Fleisches. Leider sind da die wenigsten Metzger transparent. Fündig wurden wir bei Landfleischerei Lindig in Krölpa: verarbeitet werden hier Mangalitza und Duroc Schweine, aufgewachsen in natürlicher Weidehaltung, hier sind kurze videos zu sehen.
Auch dem Geheimnis des Mutzbratens bin ich auf die Spur gekommen. Zuerst habe ich vermutet, es handelt sich auch um eine besondere Schweine- oder Rinderrasse, eine von den alten, fast ausgestorbenen, ist mir ja schon häufiger begegnet. Aber nein, es ist ein Stück marinierter Schweinekamm, am Spieß über Birkenfeuer gegrillt, ein typisches Volksfestessen!
Bier und Wein
Eine Gegend mit so viel Wasser und Wald hat auch gutes Bier, keine Frage (wir haben uns für „Ur-Saalfelder“ entschieden). Aber dass es auch guten Wein gibt, ist eher ungewöhnlich und eigentlich nur den Flüssen Saale und Unstrut zu verdanken. Seit dem Hochmittelalter wird hier Weinbau betrieben, die Kombination aus windgeschützter Lage und Muschelkalkboden bietet gute Bedingungen. Typisch für die Gegend sind die malerischen Weinbergshäuschen, die den Weinbergen ein ganz eigenes Flair verleihen. Ein klassisches Weißwein Gebiet, angebaut werden hauptsächlich Müller-Thurgau, Weißburgunder und Kerner. Wir haben natürlich welchen mitgebracht, aus Freyburg an der Unstrut.
Schlösser und Burgen
Zum Glück sind Saale und Unstrut gesäumt von Burgen, dazu kommen noch so einige, die im Land verstreut liegen – bei soviel gutem Essen mussten ein paar „Gewaltmärsche“ zum Gipfel mit Burgbesichtigung einfach sein! Wir haben ein paar echte Perlen entdeckt: die Dornburger Schlösser über der Saale (mit Nebel im Tal, ein Fest für die Fotografin in mir), die Leuchtenburg (jetzt Porzellanmuseum) die Heidecksburg in Rudolstadt, Kulturschätze wohin man blickt!
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