Thüringen
Thüringen besticht durch seine kulturellen Glanzlichter wie Weimar, Erfurt und die Wartburg – steinerne Zeugen der Geschichte, die der Reisende gesehen haben muss. Um den kulinarischen Aspekt von Thüringen zu erfahren, sollte man sich allerdings in die Wald- und Wasserreiche Provinz begeben, dort wird das köstliche Bier gebraut, der Senf gemahlen und Kartoffeln für die Klöße angepflanzt. Auch hier gibt es geschichtsträchtige Orte wie Schmalkalden (Schmalkaldischer Bund 1531), aber man konzentriert sich mehr auf die wesentlichen Dinge des Lebens – Essen und Trinken.
Thüringer Wurst
Wer in Thüringen Wurst essen möchte, hat die Qual der Wahl und sollte nicht nur die berühmte Rostbratwurst probieren, sondern auch unbekanntere Sorten wie Eichsfelder Feldgiecker oder luftgetrocknete Stracke. Aber an der Rostbratwurst kommt man natürlich nicht vorbei, wobei es das eine einzig wahre Rezept für Thüringer Wurst gar nicht gibt – jede Region verwendet eine andere Gewürzmischung, je nach landschaftlichen Gegebenheiten. Die einheimische Bezeichnung der Wurst als “Roster” lässt an der Art der Zubereitung keinen Zweifel: es muss der Holzkohlegrill sein, ohne wenn und aber!
Eichsfelder Feldgieker
Der Feldgieker- eine Wurstspezialität aus dem Thüringer Eichsfeld, erhielt seinen Namen, weil die Wurst mehrere Monate in einer Kammer mit Nord-Fenster zum Trocknen hängt und in dieser Zeit – was sollte sie auch anderes tun – ausgiebig aufs Feld kiekt (guckt). Die Eichsfelder Traditionswurst zeichnet sich durch ihre besondere Herstellung und Lagerung aus. Dabei werden ausschließlich Schweine mit einer Schlachtreife von mindestens 12 Monaten verwendet, der Feldgieker reift anschließend 6 bis 12 Monate im Naturdarm bevor er in den Handel kommt und verzehrt werden kann.
Zur Wurst gehört der Senf: im August und September als gelbe Blütenpracht im Thüringer Becken zu bewundern, dann von dem Traditionsbetrieb Born verarbeitet, wird er zur Wurst gereicht – übrigens nicht nur wegen des Geschmackes, sondern auch die gesundheitsfördernde Wirkung wird geschätzt. (Senf beugt Erkältungen vor und ist verdauungsfördernd)
Zu den deftigen Thüringer Gerichten passt Bier am besten, abgesehen davon beschränkt sich das lokale Weinangebot auf genau ein Anbaugebiet: Saale-Unstrut.
Die zahlreichen Bäche sorgen für erstklassiges Wasser und so findet man in nahezu jeder Stadt eine Brauerei, geschmackliche Vielfalt ist garantiert. Bei der Auswahl des Bieres haben wir uns ausnahmsweise nicht ausschließlich vom Geschmack, sondern auch von einer historischen Verbundenheit leiten lassen: der “dicke Pitter” des Kölner Domes, seines Zeichens die größte schwingende Glocke der Welt, kommt aus Apolda. Glockengießer Ulrich hat im Jahre 1923 die Petersglocke gegossen und das scheinbar unmögliche geschafft: der Schlagton ist ein reines C, für große Glocken eine absolute Rarität. Kaum zu ermessen ist denn auch die Wertschätzung, die der Apoldaer Vereinsbrauerei im Jahre 2012 zuteil wurde: während des Glockengeläuts wurde auf der Domplatte Glockenpils aus Apolda ausgeschenkt.
Ein Sonntag ohne Klöße verlöre viel von seiner Größe
Geschichte der Thüringer Klöße: Nach der großen Hungersnot 1771/72 förderte Friedrich der Große den Anbau von Kartoffeln, die bis dahin nur bei Hofe gebräuchlich waren. Die schweren Thüringer Lehm- und Lößböden und die geringen Niederschlagsmengen bieten die besten Voraussetzungen für den Anbau der mehligkochenden Kartoffelsorten, welche perfekt für die Zubereitung der Klöße sind.
Dabei waren die Klöße zunächst nur ein Neben-Produkt: aus gepressten Kartoffeln wurde Stärke gewonnen und weil man die restliche Kartoffelmasse nicht wegwerfen wollte, entstand daraus das Nationalgericht.
Thüringer Klöße können sehr viel Soße aufnehmen. Da aus den geriebenen Kartoffeln das Wasser ausgepresst wird, entsteht eine sehr trockene Masse – perfekt geeignet um sie in die köstliche Bratensoße zu tunken, die z.B. beim Schmoren von Rouladen entsteht.