Mecklenburger Bucht
Die Bucht erstreckt sich von Fehmarn bis zur Halbinsel Darß. Es sind zwar zwei Bundesländer daran beteiligt und die Entwicklung ging über lange Jahre getrennte Wege, aber kulinarisch bildet sie doch eine Einheit. Was auch nicht verwunderlich ist, schließlich sind klimatische Bedingungen und Bewuchs die gleichen geblieben, Politik hin, Ost-West Grenze her. Aber beginnen wir vorne:
Wir starten unsere Tour von Travemünde Richtung Osten – der Westteil der Bucht ist uns aus früheren Erkunden wohlbekannt. Kaum hat man mit der Fähre den Priwall überquert (war früher die Grenze zum Osten), ist man in der ehemaligen DDR. Die Ostseebäder mit den bekannten Namen lassen wir links liegen, uns interessieren nicht die touristischen highlights, sondern das ursprünglich-traditionelle.
Wir fahren über kleine Dörfer, die Landschaft wechselt zwischen Grasland und Feldern mit Knicks dazwischen, manchmal wird die Strasse zur Allee, alles wie im Bilderbuch. Die Menschen sind nicht besonders gesprächig – scheint tatsächlich eine norddeutsche Eigenschaft zu sein – aber ein paar Hinweise lassen sie sich doch entlocken. Zum Glück hatte ich vorher bereits über das „Pommerische Landschaf“ gelesen und konnte gezielt fragen!
Das Pommerische Landschaf
Tatsächlich treffen wir nach der Erkundung einiger Dörfer, Gaststätten und Kirchen auf einen kommunikativen Menschen, seines Zeichens Landgutbesitzer. Wolfgang Grimme vom Gut Wardow nennt eine ganze Herde dieser nützlichen Schafe sein Eigen. Wir erfahren, dass die kurz “Pommern” genannten Tiere im Hauptberuf als Landschaftspfleger arbeiten, nur nebenberuflich als Fleischlieferant. Die so hübsch anzuschauende Graslandschaft entlang der Küste besteht aus Mager- und Trockenrasen. Wird dieser nicht kurz gehalten, verbuscht die Landschaft – die Pommern sorgen hier seit hunderten von Jahren für kurzes Gras und liefern dazu auch noch Milch und Fleisch.
Es ist wieder eine dieser Geschichten, die uns auf unseren Reisen in die abgelegenen Gegenden Deutschlands schon so oft begegnet sind: eine seit hunderten von Jahren an die regionalen Bedingungen optimal angepasste Tierrasse stirbt in den 1950er und 60er Jahren fast aus – moderne Züchtungen versprechen mehr Ertrag. In den 70er und 80er Jahren werden die Folgen sichtbar und einige weitsichtige Bauern versuchen, die Rasse vor dem Aussterben zu bewahren. Menschen wie Wolfgang Grimme von Gut Wardow.
Dass es Lammfleisch geben wird in unseren “Mecklenburger Bucht“ Wochen ist also beschlossene Sache. Zufällig kommt dann noch Wasserbüffel dazu und das kam so: auf Gut Wardow leben auch 2 Büffelherden, bei der Besichtigung sind sie uns im wahrsten Sinne des Wortes über den Weg gelaufen und haben überzeugt. Nicht nur dass sie wie die Schafe ganzjährig draußen an der guten Ostseeluft leben und nur Gras und Heu fressen – das Fleisch ist eine seltene Delikatesse! Unser Dank für die Schaf-und Büffelbilder geht an Gut Wardow, bei unserem Besuch war Schietwetter….
Nun fehlen nur noch ein paar traditionelle Rezepte und das passende Getränk!
Eine echte Bierbrauer Stadt mit Tradition liegt ganz in der Nähe, also auf nach Wismar. Im 15. Jahrhundert gab es 183 Brauhäuser und 150 Hopfengärten in Wismar – das Bier wurde auf dem Seeweg nach ganz Europa verschifft. Übrig blieb das heutige Brauhaus, hier wird noch heute die “Wismarer Mumme” gebraut, allerdings nur für den regionalen Verbrauch, ein Nischenprodukt. Die beherrschende Brauerei in der Mecklenburger Bucht ist zweifelsohne Störtebecker auf Rügen – mit einer großen modernen Brauanlage hat man den Sprung in den überregionalen Markt geschafft.
Lübecker Rotspon
Wein aus Lübeck? Zum Glück nicht wirklich. Der Wein kommt ursprünglich aus Frankreich, wird aber in Lübeck gelagert und veredelt. Diese Tradition geht bis ins 14. Jahrhundert zurück: durch den großen Salzbedarf zur Heringsverarbeitung bestand reger Handelsverkehr zwischen Lübeck und der Biskaya-Küste. Die Salzschiffe brachten Fässer mit Bordeaux-Weinen mit, die durch die mehrwöchige, schaukelnde Überfahrt in salziger Meerluft einen ganz besonderen Geschmack bekamen.
Matjes
In der Mecklenburger Bucht haben wir keinen Betrieb gefunden, der den Matjes von Hand entkehlt und mit seinen natürlichen Enzymen reifen lässt. Zugegeben, da sind wir auch ein bisschen verwöhnt aus den letzten Jahren – wir haben den Matjes von Plotz aus Glücksstadt bekommen. Wenn schon Matjes, dann richtig!