Südliche Pfalz

Südliche Pfalz

September 16, 2022
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Pfalzblick

Viehscheid

Das Weinanbaugebiet ist nur wenige Kilometer breit und schlängelt sich entlang des Pfälzer Waldes, die Straßenschilder tragen die Namen berühmter Weinlagen: Rhodt unter Rietburg, Maikammer, Neustadt. Weindörfer wie im Bilderbuch, historische Fachwerkhäuser in kleinen Gassen, rebengeschmückte Straussenwirtschaften. So pittoresk, man glaubt gar nicht, dass man sich im zweitgrößten Weinanbaugebiet Deutschlands befindet.

Wer allerdings auf einer Allgäuer Almhütte mal frisch gemachte Spätzle mit Heumilchkäse und resch gebratenen Zwiebelringen gegessen hat, wird das nicht mehr vergessen. 

Übrigens heisst es Käs-Spatzen – die Betonung liegt eindeutig auf Käs, sagt mir der Senner.  Heisst, man nimmt fast soviel Käse wie Spatzen (nicht nur einen Hauch für die Optik) .Und zwar ein g´scheiter Bergkäse und ein Emmentaler, die Zugabe von Weißlacker ist selbst im Allgäu diskussionswürdig. 

Allgäuer Käse

Überhaupt spielt der Käse im Allgäu eine wichtige Rolle: während sich die Erwerbsquellen bis ca. 1800 in Getreide-, Milch- und Hanfanbau aufgeteilt haben, entwickelte sich ab dem 19. Jahrhundert die Käseproduktion zum dominierenden Wirtschaftszweig. Impulsgeber war “importierter” Emmentaler aus der Schweiz – viele der zweit- und drittgeborenen Bauernsöhne arbeiteten auf den Schmugglerpfaden in den Alpen.

Die Käseherstellung wurde von den Bauernhöfen in Dorfkäsereien verlagert und damit qualitativ hochwertiger, ab 1850 war das Allgäu die Käseküche Deutschlands. Im Prinzip hat sich das bis heute gehalten, auch wenn viele der kleinen Käsereien in den 70er Jahren verschwunden sind. Wir beziehen die traditionelle Mischung aus Bergkäse und Emmentaler für die Kässpatz’n von der Bergbauern-Sennerei Hüttenberg in Ofterschwang

Keschde = Esskastanien

Von den Römern mit dem Wein in die Pfalz gebracht, steuern die „Keschde“ zur kulinarischen Vielfalt bei und prägen die Waldstruktur der südlichen Pfalz. Oktober ist Erntezeit, man sieht die Sammler mit großen Taschen aus dem Wald kommen, in den Familien wird jetzt um die Wette geröstet und gepuhlt. Die Zeit zwischen den Weinfesten im September bis zum Weihnachtsmarkt kann recht lang werden, viele lange Herbstabende liegen dazwischen. Die Pfälzer haben die Lösung: es wird im Oktober noch das „Keschdefest“ eingeschoben – traditionell werden die recht trockenen Esskastanien mit Pfälzer Wein heruntergespült.

Pfälzer Wein

Den Stellenwert, den die Pfälzer ihrem Wein beimessen, lässt sich unschwer am Schoppenglas erkennen: „Dubbeglas“ genannt, beheimatet es einen halben Liter! Wein oder Weinschorle. Da der Pfälzer in der Regel eine deftige Vesperplatte dazu verzehrt und nicht zimperlich ist, hat das Glas praktischerweise Dellen (Dubben), damit die eventuell fettigen Finger nicht abrutschen.

Bei der Weinauswahl hat man die Qual der Wahl. Klar, probieren hilft, allerdings gelingt das mangels Fassungsvermögen nur stichprobenhaft. Auserkoren habe ich den kleinen Ort Forst, der einige der besten Lagen an der Weinstrasse (Forster Ungeheuer, Forster Pechstein) hat und über eine vielseitige Bodenbeschaffenheit verfügt. Da wir generell kleine, handwerklich arbeitende Betriebe den großen renommierten vorziehen, bin ich beim Weingut Lindenhof der Familie Spindler gelandet, probieren Sie selbst!

Wer uns schon länger kennt, mag sich erinnern, wir waren schonmal in der Pfalz: hier geht es zu meinem Reisebericht aus 2018, als ich Winzer Heußler im Rosswingert getroffen habe

Herr Heußler senior im Roßwingert, im Hintergrund das Hambacher Schloss
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